Vergesellschaftungen bei Maus und Hamster

Infos zur Stressarmen VG

Das Thema Vergesellschaftung ist meistens nicht das Leichteste und für jeden Rennmaushalter kommt es nun leider irgendwann mal zum Tragen.

 

Bei den Campbells wird es oft der Fall das die neuen Besitzer sich nicht daran trauen, ich möchte Euch mit dieser Seite etwas helfen, die Beweggründer Tiere zu verstehen, warum sie so handeln wie sie es tun.


Natürlich könnt Ihr mich bei Fragen gerne kontaktieren zu Eurem privaten Fall.


Es gibt mitunter viele verschiedene Methoden zwei oder mehrere Mäuschen/Hamster zusammenzubringen, aber viele sind einfach gefährlich für die Tiere und nur aus Faulheit des Menschen entstanden, die es nicht einsehen ihren Tieren eine artgerechte, dafür aber vielleicht aufwendigere Vergesellschaftung zu ermöglichen. 
Solche Methoden wie alle in einen Eimer mit etwas Wasser zu setzen, so dass sie auf den Hinterbeinen stehen müssen, oder den Tieren Öle aufs Fell zu schmieren, die Hautreizungen hervorrufen können oder zur Vergiftung des Tieres führen, sollte verzichtet werden!
Klar gilt dann bei dehnen, "in der Not ist der Größte Feind dein Freund" wenn ein stärkerer Gegner kommt, aber nötig oder zu rechtfertigen ist so eine stressige, gefährliche und auch tierquälerische Art der Vergesellschaftung keineswegs.

Die einfachste aber effektivste Art ist nie vorher zu sagen. Manche finden auf engem Raum direkt zusammen (bei Jungtieren unter 12 Wochen gut möglich) andere brauchen eben Zeit um sich an den neuen Partner zu gewöhnen, hier sollte man mit der Vermischung der Gerüche arbeiten. 

Grundsätzlich sollte man seinen Lieblingen auch die Zeit geben die sie brauchen!

Manche Tiere sind eben dominant, andere haben Angst vor dem neuen Partner und wieder andere nehmen alles hin was so passiert und fügen sich ihrem Schicksal.
Welche Persönlichkeit man nun bei sich zu Hause hat, kann man als Leihe wahrscheinlich eher schwer beurteilen, dennoch wissen die meisten Leute wer von seinen Pappenheimern das Sagen hat/hatte.

Eine VG (Vergesellschaftung) von 2 gleichaltrigen Tieren ist meistens die sinnvollste Sache bei den Rennmäusen, denn unterschiedliche Altersstufen können sehr viel Stress für beide bedeuten. Eine junge Maus von 8 Wochen ist sehr lebendig und verspielt, sie möchte toben herumtollen, die Rangordnungskämpfchen spielerisch austragen und trotzdem ummuttert werden. Es ist also für einen Senior von über 2 Jahren sehr schwer und anstrengend, meistens auch lästig sich mit dieser Maus zu beschäftigen! 
Eine Maus in gesetzten Alter mag sich nicht unbedingt mit der Erziehung/Zurechtweisung eines Jungspundes im Rüpelalter auseinandersetzen, somit fühlt sich auch der Kleine Neuzugang nicht so recht wohl und missverstanden.

Es ist aber sinnvoll bei den Campbells als auch bei einigen Mäusen, wenn man einer älteren Tier, welches immer in Gesellschaft gelebt hat, gleich 2 Jungtiere hinzu setzt.

 

Die Jungtiere haben sich dann gegenseitig zum spielen, raufen, buddeln aktiv sein und das Ältere Tierchen wird einfach nur die Rangfolge klären wollen und hat aber so Gesellschaft/Partner die dann mit im Nest liegen können. Die beiden Kleinen können sich somit alleine beschäftigen und werden den Ausgewachsenen nicht mehr für alles belästigen. Sollte der Rentner aber dann eben in absehbarer Zeit von einem gehen, so hat man eine stabile 2er Gruppe und braucht nicht wieder zu vergesellschaften, was eben auch wenn es schnell von statten gehen sollte IMMER eine Stresssituation für die Tiere bleiben wird.

Hat man nun die für sich das passende Partnertierchen gefunden braucht man ein Vergesellschaftungsbecken/Gehege.
Das kann ein 60iger, 80iger Aquarium mit Trenngitter sein, natürlich ist es immer schöner groß zu sitzen und viel Platz zu haben, aber das Prinzip ist ja, dass die Tiere ihre Gerüche vermengen und so ein "Gruppengeruch" entsteht, mit dem sich beide anfreunden und später immer identifizieren können. Rennmäuse markieren ihr Gebiet mit ihrer Duftdrüse unter dem Bauch, genauso wie die Campbells auch, sprich sie "rutschen" ihr Revier ab. Sicherlich trägt auch der Kot und Urin noch zum Markieren bei, ist aber eher zweitrangig.
Setzt man sie jetzt also beide Tiere großflächig, so das jeder massig Spielzeug und Buddelmöglichkeiten auffindet, so werden sie sich 
1. nicht für den anderen groß interessieren, es sei denn er steht am Gitter und scheint damit das Revier zu bedrohen (Antisympatien sind wohl das was man bei einer Vergesellschaftung am wenigsten schüren möchte)
2. die Tiere haben unheimlich viel Stress und zu arbeiten, weil sie ja ihr neues Revier recht schnell komplett absicher müssen. Alles muss markiert werden und "eingedufetet" und dann riecht man auch noch den "neuen" in unmittelbarer Nähe, sieht ihn aber vielleicht gar nicht, weil er auch buddelt und Markiert.

Deswegen möglichst klein, aber so viel Platz das man sich aus der Situation noch entziehen kann. 
In einem 60er Becken ist ausreichend Platz um es in 2 Hälften zu teilen. für jede Zwerg ist genug Platz um sich ein kleines Kuschelnest zu bauen und trotzdem den anderen nicht außer acht lassen zu müssen.

Die Wasserflaschen sollte am Trenngitter hängen oder ein Napf bereit stehen. Das Futter wird nur lose verstreut, aber in der Nähe des Gitters, so müssen beide Parteien sich jeden Tag begegnen zumindest riechen und anschauen. Als Einstreu, kann man gewöhnliches Kleintierstreu nehmen, hier hat sich aber auch das Verwenden von Chichillasand bewährt, da dieser den Geruch recht schnell annimmt. Gleichzeitig kann sich so durch den Drang sich das Fell zu säubern und den Sand als Badewanne zu nutzen der Geruch beider Tier viel schneller vermischen.

Das Trenngitter sollte zweimal vorhanden sein, so hat man die Möglichkeit hat eines später zu entfernen. Stellt man zwei Gitter aneinander, so entsteht ein Hohlraum zwischen den Gittern, der dazu dient, dass die Mäuschen sich nicht durchs Gitter beißen können oder verletzen. Später kann man dann ein Gitter entfernen und so testen ob sich die beiden angehen /drohen oder sich nicht für einander interessieren. Der Bodengrund darf nicht gewechselt werden während der ganzen VG-Zeit, deswegen kann man aber trotzdem feuchtes Einstreu oder Pinkelecken säubern und gegebenenfalls durch etwas neues ergänzend auffüllen. Aber im Anschluss dann gründlich durchmischen natürlich.

Zum Nestbau können sie gut und gerne Klopapiertücher oder Küchentücher verwenden. Heu währe aber auch für die Verdauung ganz wichtig, deswegen ruhig lieber auf Heu zurückgreifen und erst später etwas Papier ergänzen. Aber nicht zu viel, denn sie sollen sich ja nicht zu viel mit sich selber sonder eher mit dem Partner beschäftigen.
Ist das Becken mit Trenngitter, etwas Bodengrund, Küchenpapier / Heu und Wasserfasche sowie Futter eingestreut versehen, können beide Tiere auf ihre Seite ziehen.

Am ersten Tag ist es wichtig das beide erst mal auf ihrer Seite verbleiben, da sie ja markieren müssen, um ihr Revier klar zustellen. Am nächsten Tag kann man dann anfangen zu Vergesellschaften, es sei denn, eine der beiden hängt noch recht ängstlich in einer Ecke und traute sich nicht bis zum Futter, dann sollte man noch eine Nacht zeit geben.

Sind beide neugierig und munter so können sie nun die beiden Tiere wechseln (und von nun an 2x täglich) 

Es empfiehlt sich eine Klopapierrolle oder eine Kokosnussschale zu benutzen, damit man die Kleinen nicht stetig einfangen muss, sie werden das auf Dauer recht blöde finden und eine Versteckmöglichkeit werden sie mit Sicherheit annehmen.

Sind beide auf der Gegenseite angekommen, werden sie alles erstmal beschnuppern. Auch hier zeigt sich schnell, wer der Unterlegene ist. Das unterwürfige Tier wird erst zögerlich das Revier abgehen und vorerst nicht markieren, während der Dom direkt buddeln und rutschen wird, das Nest kontrolliert und sichtlich nach dem anderen sucht.

Das Wechselspiel geht so lange bis beide Parteien sich friedlich am Gitter begegnen, ohne die typischen Drohrituale.
die da währen:

 

Beim Campbell:
* Ohren anlege
* Augen zukneifen
* Boxerstellung (sitzt auf dem Po und hält beide Pfötchen schützend hoch zum  abwehren, dies machen viele auch zur Beschwichtigung)
* Zähneknirschen (hört sich an wie ne Klapperschlange, und man sieht eben den Unterkiefer recht schnell hin und her gehen)

* seitlich stellen (dies ist eine beliebte Angriffsposition um unter den Bauch des anderen zu gelangen und in zu verletzen

 

Zusätzlich zeigen Rennmäuse:
* mit dem Schwanz wedeln (richtig aufgeregte Tiere zeigen ihrem Kontrahenten damit das sie nicht ohne Kampf aufgeben werden und es ist schon eine der härteren Drohungen..also die die man besser ernst nehmen sollte ;-))
* trommeln (das Trommeln ist immer ein Zeichen für Aufregung, wenn der Maus was nicht gefällt, wenn sie sich unsicher fühlt, auch bei der Balz wird es eingesetzt, aber halt zum Imponieren wie Kräftig man doch ist...es ist also sowohl ein Schutzreflex als auch eine Drohung)
* ans Gitter springen und hineinbeißen, wenn der Andere gesehen wird (dazu brauch ich wohl nicht viel erklären ;-))

Sitzen sich also beide Tiere recht relaxt gegenüber und drohen sich nicht, (Gitternagen allein ist ein Zeichen von Langeweile, also nix beunruhigendes, lässt gut unterscheiden)kann man eine VG versuchen, indem man das dominantere Tier zu dem Unterlegenen setzt
(Heimvorteil für das nicht so dominante Tier) dabei aber immer eine Kokosnussschale bereit halten, damit man (wenn es denn dazu kommt) die Tiere trennen kann.
Ist dies der Fall und die Zusammenführung hat nicht geklappt, kommen beide wieder ins Trenngitter auf ihre Seite und es wird weiter jeden Tag 2 x täglich die Seiten gewechselt, bis ein neuer Tag da ist an dem man es versuchen kann.

Hier gilt:

Nichts überstürzen, sollten sie beide einen Kampf aussetzen, verlieren beide das Vertrauen in den anderen Partner und eine VG wird sehr schnell sehr langwierig. Deswegen empfehle ich eher erstmal nur noch ein Gitter zwischen den Nasen. So das sie sich berühren können. Ich mache das gerne mit so einer Transportbox, weil ich die schnell entfernen kann und nicht stundenlang wurschteln muss bis ich das zweite Gitter wieder drinnen hab.

Haben beide Mäuschen Interesse an einander und beschnuppern sich oder ignorieren sich ist es ok, man kann nun vorsichtig das Trenngitter verschieben und sie somit einpferchen, sie müssen nun auf Engraum sitzen, damit sie die Gerüche besser vermischen können um beide Tiere in einem Nest schlafen. Natürlich eignet sich hierzu auch einfach eine Transportbox, wichtig ist nur das das markierte Einstreu aus dem Gehege genutzt wird und kein Frisches

Praktisch ist an sonsten auch eien Faunabox mit eienr verschiebbaren Wand, so das man das Gehege Stück für Stück erweitern kann.

Folgende verhalten zeigen das Tier, welches unterlegen ist:
- sehr oft noch bei Jungtieren sind Fiepsgeräusche (diese sagen aus, Hilfe ich bin noch ganz klein und lieb tu mir nix)
- es versucht immer an der Schnauze des anderen Tieres zu sein und es unter Kontrolle zu halten, bzw zu beschwichtigen. 
- es kehrt ihm nicht den Rücken 
- wird erstmal nicht fressen, buddeln oder sonstige Aktivitäten starten, da es den Dominanteren im Auge behalten muss 
- es versucht gezielt die Schnauze im Blick zu haben 
- putzt den neuen Partner
- legt sich bevorzugt auf die anderen Partner drauf oder eng daneben, aber das Gesicht immer zum neuen Partner hin... das obere Tier ist also nicht das dominantere sonder das unsichere, es versucht die Sache unter Kontrolle zu halten.

dominant:
- Dieses Tier weis das es Überlegen ist, zumindest ist es sich sicher, dass der andere es weis, sonst würde es angreifen 
- es lässt sich putzen 
- versucht hin und wieder den anderen zu besteigen was diese aber zu verhinder weis
- das dominantere Tier scheint grundlegend um ihr Ansehen zu wissen 
- es fängt an zu scharren und zu buddeln 
- meist frisst es Körner und schläft zeitweilig sogar einige Minuten ein. 

- dreht sich mit dem Rücken zu dem neuen Partner.
- es nagt an den Gittern, stellt sich auch auf die Hinterbeine, wirkt also recht unbeeindruckt 

alles in allem sehr provokant und trotzdem scheint es auch den gewünschten einschüchternden Effet auf die Partnermaus zu haben.
Dieses gesunde Selbstbewusstsein das einem keiner was kann.

Wenn beide/alle friedlich zusammen einschlafen sollten und aufeinander oder untereinander liegen und der unterlegende sich auch traut zu fressen und mal die Augen zu zu machen, ist es ein gutes Zeichen... sollten sich die Tiere dennoch knäulen (also kugeln sich in einem kneul übern Boden und beißen sich) muss man natürlich trennen.
Kleine Kabbeleine, Buckelmachen und den anderen mit dem Popo in die Ecke zwängen sind zwar nicht ganz manierlich aber gestattet. Auch kleinere Raufereien sind normal, denn die Rangordnung muss ja festgelegt werden. Sollte man Angst haben, hilft meistens pusten oder Klappergeräusche zu machen um die Tiere von einander weg zu halten..hilft es nicht, dann sofort zurück ins Trenngitter.

Ist die Gruppe eine Nacht auf Engraum geblieben und hat sich verstanden, so kann man am nächsten Tag hingehen und das Trenngitter auf halbes 60er wieder erweitern. Aber dann nur Futter nachfüllen, kein Spielzeug, kein Heu kein Häuschen. 

Am Folgetag kann man Einstreu hinzugeben, und Futter. Aber nur ne Hand voll Einstreu.

Am Folgetag das Gehege auf ein 3/4 60er Aqua erweitern. Nur Futter einstreuen und vielleicht Abends etwas Heu hinein.

Am Folgetag das ganze Aqua, kein Einstreu kein Heu, nur Futter
Dann sollte es im Idealfall (ich weis Ausnahmen bestätigen die Regel ) so aussehen, dass man zusammen futtern kann. 

Ist alles Problemlos gelaufen, so kann man nun hingehen und Einstreu auffüllen, aber gut mit den Sand und den Hinterlassenschaften mischen, damit der Geruch der Gruppe bleibt und auch nicht zu viel, da es sofort wieder zu Streitigkeiten kommen kann wenn der Gruppengeruch noch nicht gefestigt ist.


Sollte es Rückschläge geben, so kann man sie jeder Zeit wieder enger setzen, Beispielsweise in eine Transportbox über Nacht, und schauen ob sie friedlich bleiben! Man muss immer ein Auge oder Ohr darauf haben was die Beiden gerade anstellen und so eine Vergesellschaftung kann sich durchaus über Wochen hinziehen.

 
Bleibt alle friedlich und läuft gut, kann man ruhig mal ein Häuschen hineinstellen (diese sollte mindestens 2 Ein /Ausgänge haben) und sollte es keine großen Probleme geben, ruhig auch eine Klorolle zum zernagen.

Wichtig ist nur das die beiden sich vorerst nicht aus den Augen verlieren können, sie müssen sich mit sich beschäftigen.

Ist alles in Ordnung stehe einem Umzug in ein großes Becken ohne Einrichtung nichts mehr im Wege, nur das bisher verwendetet Einstreu benutzen und im Größeren verteilen. Klar wird es nicht viel sein, aber ausreichend vorerst. 

 

Die nächsten Tage über können sie dann Stück für Stück Einstreu nachfüllen, immer eine Hand voll pro Tag.
Das benutzte Häuschen darf im Übrigem mit umziehen, Spielzeug nicht zu viel auf einmal,1 Teil pro Tag reicht da vollkommen aus.

 

Ich hoffe Ich konnte Euch bei den akuten Fragen erstmal helfen.